Der Naturpark Karwendel umfasst beinahe das gesamte Karwendelmassiv und ist mit einer Fläche von 727 km² das größte Tiroler Schutzgebiet und der größte Naturpark Österreichs. Das Gebiet im Karwendel ist eine der größten unberührten Naturlandschaften Mitteleuropas mit vorwiegend alpinem Charakter in einmaliger Harmonie mit jahrhundertealter bäuerlicher Kultur.
Der Schritt hinaus
Vor der Tür heult der Wind und trägt ab und zu das Geschrei der Alpendohlen herüber. Riesige Geröllhalden kriechen über die schroffen Bergflanken herab. Bald fällt das Gelände steil ab, weit unten im breiten Inntal erkennt man die zahllosen Dächer Innsbrucks.
Die Station Hafelekar der Innsbrucker Nordkettenbahnen ist das Tor zum hochalpinen Karwendel. Die Hafelekarspitze (2.334 m) ist über einen trittsicheren Weg in zehn Minuten bequem erreichbar. Oben angekommen gleitet das Auge über den Horizont: Majestätische Gipfel soweit das Auge reicht. Sonst vom Tal aus, als spektakuläre Kulisse im Hintergrund, kehrt sich der Blick von dort oben um und lässt unsere Alltagswelt rätselhaft erscheinen.
Der Goetheweg
Von der Bergstation am Hafelekar startet der Goetheweg und führt am Grat entlang mit einigen Auf- und Abstiegen bis zur Pfeishütte (1922 m).
Zunächst geht es relativ eben den Steig entlang unterhalb der Hafelekarspitze, der Gleirschspitze und der Mannlspitze. Dann folgt ein kleiner Aufstieg auf die Mannlscharte. Von hier aus führt der Weg in Serpentinen nach unten zur Pfeishütte.
Die Hütte ist von Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet und bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten.
Der Rückweg erfolgt wie der Hinweg. Alternativ kann man auch über die Arzler Scharte bzw. die Arzler Reise absteigen oder man nimmt den Steig über das Kreuzjöchl hinunter zur Vintlalm, vorbei an der Rumer Alm und zurück zur Hungerburg (Talstation Nordkettenbahn).
Des Weiteren besteht die Möglichkeit von der Pfeishütte aus ins Halltal abzusteigen.
Der Blick nach Norden
Wendet man vom Aussichtspunkt am Hafelkear gen Norden, so blickt man bis an den Horizont auf weitgehend unerschlossene Karwendelnatur. Abgesehen von der Alm- und Forstwirtschaft haben nur Wanderer und Naturliebhaber ihren Fuß ins Karwendel gesetzt – Hinterriß ist mit 47 Einwohnern die einzige dauerhafte Siedlung.
Das älteste Naturschutzgebiet Tirols misst – zusammen mit dem bayerischen Teil, der etwa ein Viertel ausmacht – 930 Quadratkilometer, eine Fläche zwölf Mal so groß wie der Chiemsee.
Wenn die Alpendohlen artistisch und spielerisch kühne Sturzflüge darbieten oder gelassen im Aufwind kreisen, getragen von der Stille und Weite der Gipfelregion – dann erscheint das hektische Treiben des Alltags plötzlich befremdlich. Wir müssen nicht Reinhard Mey bemühen um festzustellen, dass gerade der Wanderweg auf die Nordkette zur Hafelekarspitze ein Grenzgang am Rande unserer Identität sein kann.